Gesehen: Only the River Flows (2023) - Gefangen am Fluss
Geschichten aus dem Moloch

Dieser Ort ist ein in der Zeit festeckender Moloch, in dem gar keine Bewegung mehr herrscht. Nur noch Elendsverwaltung scheint möglich, weil bereits jede:r resigniert ist und mit der Grundüberzeugung lebt, dass es kein Entkommen mehr von diesem Ort gibt. Wei Shujun hat einen unangenehm bedrückenden Film, eine atmosphärisch dichte Enge inszeniert.
Das Tian’anmen-Massaker findet nie Erwähnung und doch drängt es von außen immer wieder in den Film und hallt durch die Schlinge, die sich um diesen Ort und seine Menschen immer enger zieht, wider.
Wir sehen, wie die ebenfalls nie direkt namentlich erwähnte Kommunistische Partei Chinas bis in das elendigste kleine Kaff durchregiert, Orte der Kultur nicht nur schließt, sondern zu Zentren des verlängerten Arms ihrer Politik macht. Wie gesellschaftlich randständige Menschen erst diffamiert und dann endgültig aus dem Leben gedrängt werden sollen. Wie dafür rechtsstaatliche Verfahren nicht nur ausgehebelt, sondern dem Erdboden gleich gemacht werden.
Plötzlich scheint es die bessere Option, einfach in den Fluss zu gehen. Denn im Fluss herrscht noch Bewegung – eine Bewegung weg von diesem Ort, dem anderweitig nicht mehr zu entkommen ist.
Dass es dabei so manchen Moment gibt, in dem der Film mit seinen mitunter sehr affektierten Bildern ziemlich selbstgefällig rüberkommt und einen Hauch von Eitelkeit transportiert, ist manchmal nervig, aber letztlich auch kein großes Übel.
★★★★☆

